Work-Life-Balance war und ist eines der großen Themen des Personalmanagements in den vergangenen Jahren. Die Digitale Transformation hat auch großen Einfluss auf die Zukunft der Arbeit, die Arbeitswelt 4.0. Diese ist flexibel und dank mobiler Technologien wie Notebooks und Smartphones ortsunabhängig. Auch die Nutzung des Home Office erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In den Niederlanden ist dieses neuerdings sogar per Gesetz geregelt. Doch wie lässt sich in einer solchen Arbeitswelt Privates von Arbeit klar trennen? Die Antwort lautet: Gar nicht! Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen zunehmend. Statt von Work-Life-Balance spricht man nun vom Work-Life-Blending, also dem Verschmelzen der beiden Lebensbereiche.
Arbeitswelt 4.0: Wo beginnt Arbeits- und wo Freizeit?
Immer mehr Arbeitnehmer sind auch in der Freizeit bereit, Tätigkeiten für ihren Job zu übernehmen. Die ständige Erreichbarkeit per Telefon und das Beantworten von Emails gehört inzwischen für Viele zum Alltag. Das traditionelle Personalmanagement hingegen versucht, die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben aufrechtzuerhalten, um dem Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, selbst zu bestimmen, wann sich in der Freizeit mit arbeitsrelevanten Themen auseinander gesetzt wird.
Die Entwicklung hin zur Verschmelzung von Arbeits- und Privatleben findet aber nicht nur in Richtung der Freizeit statt. Es lässt sich auch zunehmend ein Einzug von Privatangelegenheiten in die Arbeitswelt feststellen. Wo früher vielleicht private Telefonate im Büro geführt wurden, gehört insbesondere für viele junge Arbeitskräfte heute beispielsweise der Besuch von Social Media Plattformen zum Arbeitsalltag dazu. Das Work-Life-Blending bedeutet also nicht unbedingt eine Verlagerung hin zu mehr arbeitsrelevanten Tätigkeiten im Leben, sondern lediglich eine Verschmelzung der Grenzen. Zwar werden Arbeitstätigkeiten immer häufiger in der Freizeit übernommen, private Anliegen aber auch mehr und mehr während der Arbeitszeit erledigt. Diese jüngere Altersgruppe, die sogenannte „Generation Y“ organisiert zunehmend selbst die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben. Die Arbeitsleistung wird dabei häufig nicht nach Anwesenheitszeit, sondern nach Resultaten gemessen.
Flexible Zeiteinteilung gilt als Vorteil
Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend hin zum Work-Life-Blending in Deutschland weiter verstärken wird. Einer Studie von Yougov zufolge arbeiten rund die Hälfte der befragten Arbeitskräfte freiwillig auch an Wochenenden oder Feiertagen. Diese Verschmelzung und flexible Zeiteinteilung wird von vielen sogar als Erfolgsrezept für die eigene Karriere gesehen.
Nicht wenige Berufstätige sind von diesen flexiblen Arbeitszeit- und Karrieremodellen aber noch verunsichert, da insbesondere in traditionellen Unternehmen noch eine starke Präsenzkultur gelebt wird. Auch die Auswirkungen auf Gesundheit sind strittig. Wenn die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verschmelzen fällt es zunehmend schwerer, abzuschalten und sich wirklich zu erholen. Nur eine Führungskultur, die auf Vertrauen und Resultate als Leistungsmaß zurückgreift und gleichzeitig klare Regeln für Aus- und Freizeiten setzt, kann den Mitarbeitern die Unsicherheit nehmen und somit den Anforderungen an moderne Arbeitsmodelle im Kontext der Digitalen Transformation gerecht werden.